Die OSZE-Akademie in Bischkek
von Bermet Sarlikowa und Pal Dunay
In Zentralasien gibt es ein einzigartiges Bildungsprojekt – die OSZE-Akademie in Bischkek. Sie wurde 2002 auf Initiative Kirgisistans gegründet, um die Zusammenarbeit in einem Teil der OSZE-Region, in der Austausch und Rivalität noch immer Hand in Hand gehen, zu fördern. Im Laufe der Jahre hat sie ihre Aktivitäten aufgrund der steigenden Nachfrage schrittweise ausgeweitet. Neben zwei Master-Studiengängen (MA) für Politik und Sicherheit sowie für volkswirtschaftliche Governance und Entwicklung gibt es kürzere maßgeschneiderte Lehrgänge für Fachkräfte und zum Thema Dialog mit Politikern, Diplomaten und Experten.
Das letzte Jahr war besonders arbeitsreich, mussten doch die Grundlagen der Akademie erneuert werden. Die Vereinbarung von 2004 über die formale Gründung der Akademie wurde im Sinne neuer Entwicklungen geändert und am 31. Mai 2016 vom Amtierenden Vorsitzenden der OSZE, dem deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier, und dessen kirgisischem Amtskollegen Erlan Abdyldaew erneut unterzeichnet.
Die vom Kuratorium beschlossenen Statuten der Akademie wurden vom Justizminister der Kirgisischen Republik genehmigt und es wurde eine neue Bescheinigung über die staatliche Registrierung als juristische Person ausgestellt. Die beiden MA-Studiengänge erhielten die Akkreditierung und Zulassung durch das Ministerium für Bildung und Wissenschaft, wodurch die Zukunft der OSZE-Akademie in den kommenden Jahren gesichert ist. Kirgisistan unterstützt die OSZE-Akademie auf mannigfaltige Weise, unter anderem durch die unentgeltliche Bereitstellung der Räumlichkeiten.
Die höchste Anzahl von Bewerbungen aller Zeiten
Für das Studienjahr 2016/2017 gingen bei der OSZE-Akademie 1194 Anmeldungen ein, so viele wie noch nie. Zweiunddreißig Studierende (davon 16 Frauen) wurden für den Lehrgang Politik und Sicherheit und 25 (davon 9 Frauen) für Governance und Entwicklung im Wirtschaftsbereich angenommen.
Die meisten Studierenden kommen aus Zentralasien. Seit 2009 gibt es einige aus Afghanistan, einem OSZE‑Kooperationspartner, und seit kurzem auch aus dem jüngsten OSZE-Teilnehmerstaat, der Mongolei. Bis 2016 zählte die OSZE-Akademie 331 Absolventen, davon 185 Frauen (sieben aus Afghanistan) und 146 Männer. Der Anteil der Frauen an den Kursen der Akademie übersteigt regelmäßig denjenigen der Männer. Das ist sehr wichtig in einer Region, in der Frauen nur mit größter Anstrengung unter nicht unbedingt günstigen Bedingungen ihr Bestes erreichen können.
Konferenzen und Forschung
Die OSZE-Akademie veranstaltet seit sieben Jahren eine jährliche Sicherheitskonferenz, bei der Experten aus der Region und von außerhalb unter der Chatham-House-Regel offen über regionale Sicherheitsfragen diskutieren. 2014 war die Akademie auch Gastgeber einer wissenschaftlichen Konferenz. Ausgewählte Referate werden in Kürze in der Fachzeitschrift Central Asian Survey, die nach dem Peer Reviewing verfährt, veröffentlicht. Für den 6. Oktober ist eine weitere Konferenz zum Thema Post-Communism 25+ in Central Asia geplant, die in Issyk Kul (Kirgisistan) stattfinden wird.
Die OSZE-Akademie fördert Forschungsarbeiten angehender Experten, auch ihrer eigenen Absolventen. Seit 2014 erscheinen die Central Asian Policy Briefs monatlich. Die meisten Autoren sind angehende Experten aus Zentralasien, die in der Region arbeiten.
Weiterbildungschancen
Die OSZE Akademie bietet ihren Absolventen verschiedene Praktika und Stipendien an. Im Rahmen des 2010 eingeführten Junior Public Officers Programms können Absolventen mit einem MA in Politik und Sicherheit ein Praktikum in den Außenministerien Kirgisistans, Kasachstans, Tadschikistans oder Afghanistans machen. Seit 2016 stehen für kirgisische Absolventen des Lehrgangs volkswirtschaftliche Governance und Entwicklung Praktikumsplätze im Amt für Investitionsförderung des Wirtschaftsministeriums zur Verfügung.
Die OSZE-Akademie und die Parlamentarische Versammlung der OSZE (OSZE/PV) unterzeichneten am 10. August 2016 eine Vereinbarung, die jedes Jahr einem/einer Absolventen/Absolventin ein sechsmonatiges Forschungsstipendium im OSZE/PV-Sekretariat in Kopenhagen ermöglicht. Stipendien beziehungsweise Forschungsstipendien stellen ferner das Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik und das Norwegische Institut für internationale Angelegenheiten zur Verfügung.
Was aus Absolventen wurde
Laut der jährlichen Absolventenbefragung und zusätzlichen Recherchen leben und arbeiten 71 Prozent der ehemaligen Studierenden der OSZE-Akademie in Zentralasien und Afghanistan. Zweiundachtzig Prozent sind in einem Angestelltenverhältnis beschäftigt, 22 sind in Führungspositionen tätig. Viele angestellte Absolventen/Absolventinnen verfolgen eine Laufbahn in internationalen Organisationen, gefolgt vom Privatsektor, Bildung und Forschung, dem öffentlichen Sektor und gemeinnützigen Organisationen.
Finanzierung
Das Jahresbudget der OSZE-Akademie in Höhe von knapp einer Million Euro wird mit größter Sorgfalt aufgeteilt und ausgegeben. Fast 20 Prozent kommen aus dem OSZE‑Gesamthaushalt, ein Beweis für das kontinuierliche Engagement der 57 Teilnehmerstaaten.
Bermet Sarlikowa ist Kommunikationskoordinatorin und Pal Dunay ist Direktor der OSZE‑Akademie in Bischkek.
Weiterführende Lektüre:
Besuchen Sie die Website der OSZE‑Akademie: osce-academy.net
Central Asia Policy Briefs finden Sie hier: osce-academy.net/en/research/policy-briefs/
Eine Gemeinschaft bauen
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